die Geschichte der Münzstätte Ulm
Ein Sprichwort aus der Zeit um das Jahr 1500 besagt:
Venediger Macht,
Augsburger Pracht,
Nürnberger Witz,
Straßburger G´schütz
und Ulmer Geld
regiert die Welt.
Doch wie kam es dazu, dass die Ulmer Münzen diesen Bekanntheitsgrad erreichten? Wo genau und ab wann gab es in Ulm eine Münzstätte – welche Münzen wurden geprägt? Die Antworten auf diese Fragen finden Sie im folgenden Artikel.
Die Anfänge der Münzstätte
Im Raum Ulm kreuzten sich zwei wichtige Verkehrsadern. Noch dazu kam die Donau bzw. ein Übergang über diese. Bereits seit der Steinzeit existierten immer wieder Siedlungen an leicht exponierten Stellen oberhalb des Flusses.
Die erste schriftliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 854, als König Ludwig der Deutsche in der Pfalz Ulm einen Streit schlichtet. Der heutige Weinhof, wo auch die Pfalz stand, gilt als Keimzelle der Stadt. Die Stadtgründung der inzwischen stark befestigten Ansiedlung ist für die Zeit um 1164 belegt.
Zu dieser Zeit wurden in Ulm bereits Münzen geprägt. Die ältesten Stücke stammen aus dem späten 11. Jahrhundert und sind recht einfach in ihrer Darstellung. Diese Silberpfennige haben einen Durchmesser von 18-20 mm, sind hauchdünn und zeigen ein primitives, kästchenförmiges Gebäude mit hohem Dach und auf der anderen ein gleicharmiges Kreuz mit je einer Kugel in den Winkeln. Ab der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts wurden in Ulm Hohlpfennige, so genannte Brakteaten geprägt. Ebenfalls hauchdünn und nur selten ein Gramm schwer, waren ihre Münzbilder bereits deutlich aufwändiger und zeigten sogar Herrscherbildnisse. Die Stadt hatte zu dieser Zeit zwar ein Prägerecht, dieses aber verpachtet. So ist für die Mitte des 14. Jahrhunderts der Nürnberger Großunternehmer Leopold Groß als Pächter belegt. Erst durch ein Privileg König Wenzels III. ging die Münzstätte (zu dieser Zeit wurden Heller geprägt) in das Eigentum der Stadt über – dies war die Geburtsstunde des „Ulmer Geldes“.
Durch die Zunahme des Handels in der Stadt, vor allem mit Leinen und Barchent, der von Ulm aus über die Alpen nach Norditalien und von dort aus weiter nach Lyon bis nach Spanien ging, wurden bald größere Münzen benötigt. So wurden in Ulm Groschennominale geprägt, die den 12-fachen Wert eines Pfennigs hatten. Da viel fremdes Geld in der Stadt umlief (meist Prager oder Mailänder Groschen), dessen Feingehalt sehr unterschiedlich sein konnte, gab es in Ulm seit dem 14. Jahrhundert eine „Geldschau“. Ihre Aufgabe war es, das umlaufende Geld zu kontrollieren und zu bewerten. Guthaltige Münzen erhielten einen „Gegenstempel“, d.h. in die Münze wurde ein kleines Stadtwappen eingeschlagen. Mit dieser Garantie konnten die Münzen bedenkenlos gehandelt/akzeptiert werden.
Das 15. Jahrhundert ist die Zeit der Münzverträge. Besonders zu nennen sind die von 1404 und 1423. Der Vertrag von 1423 wurde in Riedlingen zwischen Württemberg, den schwäbischen Bundesstädten und den Bodenseestädten abgeschlossen. Neben Konstanz und Stuttgart war Ulm die dritte Münzstätte des Bundes. Für die Prägung waren Schillinge, Pfennige und Heller vorgesehen. Münzmeister, deren Namen ebenfalls belegt sind, hatten dies zu kontrollieren. So arbeiteten im frühen 15. Jahrhundert in Ulm die Münzmeister Claus Stokar und Hans Lucas.
Auch die ersten Inschriften sind in dieser Zeit auf Ulmer Münzen zu finden. Als erste Umschrift gilt der Satz „IN CHRISTI NOMINE AMEN“. Es wurde gelästert: Je frommer ein Spruch auf einer Münze ist, desto schlechter ist ihr Feingehalt. Doch es war nicht der schlechte Feingehalt der Ulmer Münzen, der die Prägung um das Jahr 1500 nahezu zum Erliegen brachte, sondern die Ausbreitung der Republik Venedig und der daraus resultierende „Schweizer Krieg“ des Jahres 1499, der den Export von Waren aller oberschwäbischen Städte stark zurückgehen ließ. (Teil 2 Mitte Dezember)
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